Häufige Fragen zur Akupunktur
Bringt das was?
Wie soll das eigentlich funktionieren?
Diese Fragen sind mir sehr vertraut. Sie waren der eigentliche Grund, warum ich nach dem Studium der Humanmedizin nach Peking ging. Während des Studiums hatte ich einer Ärztin assistiert, die mit der Akupunkturmethode behandelte. Die Wirkung konnte ich mir bei diesen kleinen Nadeln nicht erklären, denn es ist nur blanker Stahl ohne weitere Zusätze, kein doppelter Boden wie bei einem Zaubertrick. Reiner Placeboeffekt? Dies war schwer vorstellbar. Dafür ging es zu vielen Leuten nach der Behandlung besser. Insgeheim hoffte ich trotzdem, die Wirkung der Akupunktur damit erklären zu können und ging mit dem Vorsatz nach Peking. Es kam allerdings - wie der geneigte Leser sich wohl spätestens bei einer Internetseite zum Thema Akupunktur denken kann - alles ganz anders. Es sei noch am Rande angemerkt: als ich anschließend den ersten älteren Herrn wegen seiner Rückenschmerzen mit Akupunktur behandelte und er mir am nächsten Morgen sagte: „Herr Doktor, es geht mir besser”, war ich vermutlich ebenso verblüfft wie er.
Akupunktur (lat.: acus = Nadel, punctio = das Stechen) beschreibt eine Behandlung mit kleinen Nadeln, die an bestimmten Stellen des Körpers eingestochen werden. Angestrebt wird damit eine Regulation des Körpers.
An dieser Frage scheiden sich bis heute die Geister. Im Westen sind die Anwender der Ansicht, dass durch die Reizung von Hautnerven an einer bestimmten Stelle des Körpers durch die Nadeln ein Impuls an das Gehirn entsteht. Von dort wird der Impuls an eine andere Stelle des Körpers gesandt, wo er eine bestimmte Wirkung hervorruft. Dieses Modell bedient sich der Vorstellung „Umschaltschaltzentrale Gehirn”. Das wäre das Modell, was uns am ehesten verständlich ist. Nun gibt es aber auch dort Akupunkturpunkte, wo man keine Nerven findet. Jedoch gehen die Behandler davon aus, dass sich durch die Reizung von Punkten bestimmte Hormonspiegel verändern können. So werden vermehrt körpereigene Endorphine gegen Schmerzen ausgeschüttet. Dieser Versuch, die Wirkung zu erklären, entspricht der westlichen Denkweise.
Die Chinesen erklären es wiederum ganz anders. Sie gehen grundsätzlich von einem Modell der Körperenergie aus, die mit den Nadeln reguliert werden kann. Diese Energie fließt in bestimmten Bahnen, den so genannten Meridianen. Auf diesen Meridianen liegen nun die Punkte, die man beeinflusst.
Man kann sich vielleicht ein Kabel vorstellen, an dem mehrere Glühbirnen hängen - der Meridian ist das Kabel, die Punkte die Glühbirnen. Die Nadeln regulieren nun die Körperenergie, woraufhin sich nach den Vorstellungen/Überlegungen der Anwender wieder ein Gleichgewicht einstellen soll.
Die Gretchenfrage. Früher nahm man scharfe Steine oder Nadeln aus Bronze. Von einem berühmten chinesischen Arzt sagt man, dass er jede Erkrankung mit nur einem Stich heilen konnte. Sieht man die Nadeln aus seiner Zeit, könnte man sich vorstellen, warum. Der Patient würde damit freiwillig keinen zweiten Stich mehr zulassen. Heute sehen die Nadeln anders aus. Die dolchartigen Nadeln sind durch haarfeine Nädelchen ersetzt worden, deren Einstich man im Normalfall kaum merkt. Man nimmt für eine Behandlung mehrere Nadeln, je weniger desto besser. Wir haben es nach oben genannter Ansicht ja hier mit der Energie eines Menschen zu tun, sozusagen nur mit einer einzigen Batterie, die die Reaktion auf die Behandlung ermöglicht.
Je mehr Nadeln gesetzt und je mehr Impulse gegeben werden, desto weniger soll der Körper auf die einzelne Nadel reagieren. Wenn man wieder das Beispiel mit den Glühbirnen bemüht: wenn ich viele davon an eine Batterie hänge, leuchtet die einzelne Glühbirne schwächer. Eine Behandlung mit extrem vielen Nadeln wird dementsprechend irgendwann wirkungslos.
Bei akuten oder sehr schweren Erkrankungen, wie z.B. bei einem frischen Herzinfarkt oder Krebserkrankungen sind die Nadeln fehl am Platz. Ich wende jedenfalls in derartigen Fällen die Akupunktur aus nachvollziehbaren Gründen nicht an.